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Der Pegel - ein Erinnerungsobjekt zum Saalehochwasser 2013

Entwurf
2022
geplante Umsetzung 2024

Halle (Saale) 




Das Hochwasser im Juni 2013 überflutete viele Gebiete in Halle nahe der Saale und richtete immense Schäden an. Über mehrere Tage arbeiteten Einsatzkräfte und tausende Freiwillige Tag und Nacht, um ein Brechen der Dämme zu verhindern. Der Pegelstand spielte dabei die entscheidendste Rolle. Seine Höhe bestimmte die Maßnahmen und die Einsatzorte der Helfer*innen. Stündlich wurde er aktualisiert und brachte Andere dazu zu helfen. Stündlich wurde er von Menschen betrachtet, die um ihr Zuhause fürchteten. Zwischen dem 02.06 und 05.06 kam es zu einem rasanten Anstieg der Saale, sodass am 03.06 der Katastrophenalarm für die Stadt Halle(Saale) ausgerufen wurde. Am 05.06 erreichte der, in Halle Trotha gemessene, Pegel mit 8,10 m seinen Höchststand. In Bezug auf die normale Wasserführung der Saale von 2,10 m entsprach der Wasserstand 6,00 m über normal 1. Daraufhin kam es zu einem Rückgang des Pegels, der erst wieder am 09.06 das Niveau vom 03.06 erreichte.

Das ortsspezifische Erinnerungsobjekt „Der Pegel“ soll zwischen Gimritzer Damm und der Wilden Saale, nahe der ehemaligen Eis- sporthalle, entstehen. Das Objekt wird aus Sandstein angefertigt werden. Dafür gibt es drei Gründe. Der Standort des Objektes befindet sich aus geologischer Sicht noch auf der Merseburger Buntsandsteinplatte. Der Wechsel von Sandstein zum Halleschen Porphyrkomplex, auch die Hallesche Störung genannt, ist unter anderem ein Grund für das Hochwasserereignis 2013. Durch die Porphyrfelsen, beginnend bei der Kröllwitzer Brücke, welche flus- sabwärts liegt, wird das Wasser der Saale eingeengt und staut sich bei Hochwasser in der Saaleaue. Außerdem sind in Halle historische Hochwassermarken, wie die der Neumühle und Klos- termühle, in Sandsteinblöcke eingraviert. Die ältesten Hochwas- sermarken stammen aus dem Jahr 1585.

Philipp Keidler "Der Pegel" 2022-2024.png
Philipp Keidler "Der Pegel" 2.png

Zudem sehe ich eine Analogie zwischen den ca. 330.000 Sandsäcken, die am Gimritzer Damm gegen das Hochwasser eingesetzt wurden, und dem Sandstein. Sandstein entsteht durch die Ablagerung aus lockeren Sand-Sedimenten durch die Einwirkung von Druck.

Die sechs Sandsteinblöcke für das Erinnerungsobjekt werden ma- ximal 1,4 m hoch, jeweils 0,76 m breit und 0,5m tief. Das Objekt ist von insgesamt 72 vertikalen Schnitten durchzogen, die auf der Höhe des jeweiligen Pegelstandes enden. Jeder Schnitt steht für eine Stunde zwischen dem 03.06.2013 und dem 09.06.2013. Die einzelnen Schnitte haben einen Abstand von 6,2 cm. Sie zeigen den Hochwasserstand der Saale am Standort des Objektes auf.

Der Pegel wird vor Ort von mir innerhalb von sechs Tagen freige- legt. Dabei wird der Sandstein bis zur Höhe der Einschnitte ab- tragen. Die zu beginn partizipativ gedachte Aktion wird nun aus- schließlich von mir durchgeführt. Passant*innen sind eingeladen den Prozess zu beobachten.

Das Erinnerungsobjekt „Der Pegel“ soll zwischen Gimritzer Damm und der Wilden Saale entstehen.
Der Gimritzer Damm liegt am Rand der Nördlichen Neustadt
und beschreibt die Grenze zur Saaleaue. Er soll die Nördliche Neustadt vor Überschwemmung schützen. Doch schon vor dem Hochwasser im Juni 2013 wurde der Gimritzer Damm als instabil beschrieben. Durch die unzulässige Bepflanzung von Bäumen und zahlreiche Versorgungsleitungen wie Gas und Starkstrom im Erdreich konnte er seine Schutzfunktion nicht mehr erfüllen. Nach Einschätzung des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft bot er für den Stadtteil Halle-Neustadt keinerlei Hochwasserschutz mehr.

Nur durch die Unterstützung tausender ehrenamtlicher und hauptberuflicher Helferinnen und Helfer konnte ein Brechen des Damms beim Junihochwasser 2013 verhindert werden. Insgesamt wurden am Gimritzer Damm mit ca. 330.000 die meisten Sand- säcke verbaut. Trotz Schutzmaßnahmen wurde der durch einen Doppelkammerschlauch erhöhte Damm beim Höchstwasserstand am 05.06.2013 leicht überspült.

Seit März 2021 wird auf der vorhandenen Trasse des Gimritzer Damms eine 1,2 Kilometer lange Hochwasserschutzwand er- richtet. Auf dem Damm ist ein neuer Fahrradweg entstanden, es werden Sitzgelegenheiten errichtet und neue Bäume gepflanzt. Der Damm soll durch die Umbaumaßnahmen in Zukunft zu einer

neuen „Flaniermeile“ für die Hallenser*innen werden.
Neu ist auch die Tram-Haltestelle Blücherstraße. Von dort aus

wird man in Zukunft schnell über einen neuen Fußgängerweg zur Wilden Saale und auf die Peißnitz-Insel gelangen.
Etwa drei Meter neben dem Fußgängerweg soll das Erinnerungs- objekt „Der Pegel“ errichtet werden.

Philipp Keidler "der Pegel" 3.png

 

 

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