Aus der Tiefe in den Raum
15.01 – 19.01.2025
Blech Raum für Kunst e.V Halle (Saale)
Solo exhibition
Bei der Begehung einer alten Salzhalde bei Teutschenthal im Jahr 2018 macht Philipp Keidler eine erstaunliche Feststellung. Die seltsam idyllische Natur der Industriebrache mit dem weißen Berg im Hintergrund erinnert ihn an seine Heimat, die Allgäuer Alpen. Er hält den Eindruck fotografisch fest. Ausgehend von diesem Erlebnis schürft der Autor anrüchige Verbindungen: Die untertägigen Hohlräume des ehemaligen Salzbergwerks zwischen Halle-Angersdorf und Teutschenthal werden von der Firma GTS mit hochgiftigen Abfällen, wie Industrieschlacken, verfüllt. Die GTS erwarb den Stollen von der Treuhand, um ihn im Versatzverfahren bergmännisch zu „sichern“. Der Versatz soll Gebirgsstürze mit Erdbeben an der Tagesoberfläche verhindern. Die GTS ist seit 2008 eine Tochtergesellschaft der im Allgäu ansässigen Geiger-Gruppe. Den für Geiger typischen grünen Anstrich erkennt der Künstler am Wetterschacht. Das bodenständig wirkende Familienunternehmen steigerte nach dem Kauf den Versatz im Bergwerk auf über 200.000 Tonnen Industrieabfälle jährlich.
Philipp Keidler sucht über- und untertage nach dem Befremdlichen und findet das Vertraute. Er zeigt die Überlagerungen von Idylle und Dystopie. Das Ergebnis sind jedoch keine unscharfen Verweise, sondern eine Neusortierung des Gewohnten und der Beziehungen des Raumes. Die Schlichtheit der Formen und das zurückhaltende Spiel mit Bau- und Rohstoffen schafft eine einfache, klare Atmosphäre, ohne einfach zu sein.
Die Oberfläche wird gebrochen von Geräuschen, mittels Geophon abgehört aus den Tiefen des Stollens und der Allgäuer Täler. Die geschichteten Klänge machen das Unsichtbare hörbar. Damit schafft der Künstler einen Zugang zum Bergbau in 700m Tiefe unter Halle-Angersdorf und fördert Fragmente seiner eigenen Biographie zu Tage.
Die Installation wird durch dokumentarische Berichte von Anwohner*innen und einem Projektleiter aus dem Schachtbau ergänzt.
Die Werke von Philipp Keidler laden dazu ein, eine immersive, intime Begegnung mit dem postindustriellen Zerfall und der (scheinbaren) Idylle von Heimat zu machen. Die Unsicherheit bleibt was vertraut und was befremdlich ist.
(Text: Ekke Metzger)
Das Projekt entstand im Zuge der Graduiertenförderung der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und wurde von Werkleitz im Rahmen des Technikverleihs unterstützt.
During an inspection of an old salt dump near Teutschenthal in 2018, Philipp Keidler makes an astonishing observation. The strangely idyllic nature of the industrial wasteland with the white mountain in the background reminds him of his home, the Allgäu Alps. He captures the impression photographically. Based on this experience, the author explores disreputable connections: The underground cavities of the former salt mine between Halle-Angersdorf and Teutschenthal are filled with highly toxic waste, such as industrial slag, by the company GTS. GTS acquired the tunnel from the Treuhand in order to “secure” it by backfilling. Backfilling is intended to prevent rockfalls and earthquakes on the surface. GTS has been a subsidiary of the Allgäu-based Geiger Group since 2008. The artist recognizes Geiger's typical green coat of paint on the ventilation shaft. After the purchase, the down-to-earth family business increased the backfill in the mine to over 200,000 tons of industrial waste per year.
Philipp Keidler searches above and below ground for the strange and finds the familiar. He shows the overlapping of idyll and dystopia. The result, however, is not a blurred reference, but a re-sorting of the familiar and the relationships of space. The simplicity of the forms and the restrained play with building materials and raw materials create a simple, clear atmosphere without being simple.
The surface is broken by sounds, picked up by geophone from the depths of the gallery and the Allgäu valleys. The layered sounds make the invisible audible. In this way, the artist creates access to mining at a depth of 700m below Halle-Angersdorf and brings fragments of his own biography to light.
The installation is complemented by documentary reports from local residents and a project manager from the shaft sinking.
Philipp Keidler's works invite visitors to experience an immersive, intimate encounter with post-industrial decay and the (apparent) idyll of home. The uncertainty remains as to what is familiar and what is alienating.
(Text: Ekke Metzger)
The project was realized as part of the Burg Giebichenstein University of Art and Design's graduate scholarship and was supported by Werkleitz equipment rental.

Aus der Tiefe in den Raum
2025
Exhibition view

Aus der Tiefe in den Raum
2024
50x297x50 cm
Concrete, stainless steel, oak wood, PVC, lacquer, Acoustic insulation, loudspeakers, cables,amplifier
stereo, loop every 28 min.

Aus der Tiefe in den Raum
2025
Exhibition view

Aus der Tiefe in den Raum
2025
Exhibition view

Aus der Tiefe in den Raum
2025
Exhibition view

„Wir schützen die Zukunft vor der Vergangenheit“,
2024
50x220x50 cm
Concrete, stainless steel, oak wood, solar panel, PVC, acoustic insulation, loudspeaker, cable, amplifier
mono, loop every 28 min.

Panorama, 2024
Series of five prints each 30x40 cm
salt print, lime wood, glass


Aussicht, 2024
90x120 cm
Inkjet print, aluminum, stainless steel
Aus der Tiefe in den Raum
2025
Exhibition view


Kruste, 2024
75x100cm
Inkjet print, aluminum, stainless steel
Aus der Tiefe in den Raum
2025
Exhibition view
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